Stellenanzeigen enthalten oft zahlreiche Anforderungen an Bewerber. Dazu gehören soziale Kompetenzen, persönliche Fähigkeiten, berufliche Erfahrungen oder akademische Erfolge. In den meisten Fällen erwarten Arbeitgeber für ihre Jobs nicht, dass Kandidaten all diese Voraussetzungen vollständig erfüllen. Hier erfährst du, worauf es wirklich ankommt, wenn du dich auf eine Stellenanzeige bewerben möchtest.
Du bist gerade auf Jobsuche und hast auf einer Jobbörse interessante Stellenanzeigen gefunden?
Wer auf der Suche nach einem Job ist, stößt überall auf Stellenanzeigen – sei es in Online-Jobbörsen oder auf Social Media. Diese Anzeigen sind voll von Informationen, die oft zwischen den Zeilen viel über die offene Position preisgeben. Es ist wichtig, Stellenanzeigen richtig zu lesen und zu interpretieren, um mehr über die angebotenen Jobs und die Arbeitgeber zu erfahren. Wir erklären, wie man Stellenanzeigen analysiert, wie Stellenanzeigen aufgebaut sind, und wie man die darin enthaltenen Informationen optimal für die eigene Bewerbung nutzt.
Inhalt
Um die Sprache der Arbeitgeber in der Stellenanzeigen zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie Stellenanzeigen aufgebaut sind, um sie richtig lesen, verstehen und interpretieren zu können. Hier bekommst du einen Überblick, wie Stellenanzeigen aufgebaut sind und was der Arbeitgeber mit bestimmten Formulierungen sagen möchte.
Stellenangebote bestehen häufig aus folgenden Angaben:
Die meisten Stellenanzeigen beginnen mit einer Vorstellung des Unternehmens. Diesen Abschnitt nutzen die Unternehmen als Visitenkarte. Sie nennen Unternehmensgröße, Marktführerschaft, Kennzahlen und wichtige Produkte. Über den konkreten Arbeitsbereich erfährt man hier meist wenig, dafür aber über die Branche, in der das Unternehmen zu Hause ist.
Tipp: Aus der Unternehmensvorstellung kannst du wichtige Informationen für die eigenen Karriereperspektiven und das Arbeitsumfeld herauslesen. Der Hinweis auf ein kleines Team bedeutet häufig, dass den Bewerber* ein sehr vielfältiges Aufgabengebiet erwarten kann. Denn gerade in einem kleinen Team kann man oftmals auch Aufgaben übernehmen, die in großen Konzernen in verschiedenen Abteilungen bearbeitet werden. Dies kann gerade für Berufsanfänger* sehr interessant und lehrreich sein. Auf der anderen Seite bieten große Unternehmen oft vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedenen Konzernbereichen.
Im Stellentitel findet sich die Funktion und der Bereich für die ausgeschriebene Stelle. Die Bezeichnung „Senior“ oder „Junior“ im Stellentitel bezieht sich nicht etwa auf das Alter des gewünschten Bewerbers*, sondern auf seine Berufserfahrung. Oft kursieren völlig unterschiedliche Bezeichnungen für vergleichbare Tätigkeiten. Wenn man also nicht sicher ist, was sich hinter dem genannten Jobtitel verbirgt, sollte man sich Aufgaben und Anforderungen ansehen.
Tipp: Wird im Stellentitel oder später eine Referenznummer genannt, sollte diese in der Bewerbung unbedingt erwähnt werden. Das hilft dem Unternehmen, die Bewerbung der richtigen Stelle zuzuordnen.
Danach folgen in den meisten Stellenanzeigen die Aufgabenbeschreibung der jeweiligen Jobs und damit verbunden die Voraussetzungen für den Job.
In der Aufgabenbeschreibung steht welche Tätigkeiten, du in dem Job machen sollst. Der Aufgabenbereich ist für dich der wichtigste Teil der Stellenanzeige, um zu entscheiden, ob sich die Aufgaben mit dem decken, was du in deinem nächsten Karriereschritt machen möchtest und deinen Erfahrungen entsprechen.
Dabei stehen die Aufgaben, die den Schwerpunkt des Jobs bilden, am Anfang, weiter unten finden sich ergänzende Aufgaben. Um die richtigen Bewerber* anzusprechen, setzen gut vorbereitete Unternehmen auf eine zielgruppenspezifische Ansprache. Fachwörter sollen garantieren, dass sich nur geeignete Bewerber* bewerben.
Tipp: Wenn man in der Aufgabenbeschreibung der Stellenanzeige über Fachwörter oder Abkürzungen stolpert, die man bisher nicht kannte, lohnt sich eine kurze Recherche. Meist klärt sich schnell, was gemeint ist und ob das Berufsbild zu den eigenen Vorstellungen passt. Die Aufgabenbeschreibung liefert damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage, ob die Stelle zu einem passt.
Solltest du dich für eine Bewerbung auf die Stelle entscheiden, ist es wichtig in der Bewerbung zu erklären, dass du die Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen besitzt, die man braucht, um die Aufgaben gut zu erfüllen.
Im Anforderungsprofil definiert der Arbeitgeber, welche Kenntnisse, Fähigkeiten, Ausbildung oder welches Studium und Berufserfahrung der Bewerber* haben sollte, um zur Stelle zu passen. In der Regel beginnt das Anforderungsprofil mit der gewünschten Berufsausbildung oder dem Studium, anschließend folgen weitere Hard- und zuletzt Soft-Skills. Tendenziell kann man sagen, dass auch hier die wichtigeren Anforderungen jeweils weiter oben im Abschnitt stehen, weniger wichtige weiter unten. Insbesondere die geforderten Soft Skills können wichtige Hinweise auf die spätere Arbeit geben, da diese für die konkreten, nicht fachlichen Anforderungen der Stelle benötigt werden: Gewünschte „Teamfähigkeit“ weist darauf hin, dass du in Teams arbeiten wirst; wenn du „auch in turbulenten Zeiten einen klaren Kopf bewahren“ sollst, ist dies ein Hinweis darauf, dass du z. T. strenge Deadlines einhalten sollst.
Tipp: Lasse dich nicht direkt abschrecken, wenn du nicht alle Anforderungen erfüllst. Oft beschreiben Stellenanzeigen den Idealbewerber*, den das Unternehmen sich wünscht, aber häufig kann man genannte Anforderungen durch andere kompensieren. Wenn man ca. 60-70 % der genannten Anforderungen erfüllt, kann man eine Bewerbung wagen.
An der Stelle fragen sich viele Bewerber: Kann ich mich auch bewerben, wenn ich nicht alle Anforderungen erfülle?
Arbeitgeber suchen in ihren Stellenanzeigen meist den perfekten Kandidaten für ihre Jobs – diesen gibt es aber natürlich nicht. Deswegen hast du oft auch gute Chancen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, wenn du nicht allen Anforderungen gerecht wirst. Erfüllst du mehr als der Hälfte der Anforderungen, kannst du eine Bewerbung wagen, besonders, wenn dabei viele Muss-Kritierien sind. In Stellenzeigen wird zwischen sogenannten „Muss- und Kann-Anforderungen“ unterschieden.
Jede Stellenanzeige ist auch ein Marketingtool für die Arbeitgeber. In dem Benefit-Teil der Stellenanzeige soll dem Bewerber* die Tätigkeit bei genau diesem Unternehmen schmackhaft gemacht werden. Deswegen beinhalten Stellenanzeigen auch einen Abschnitt zum Angebot des Arbeitgebers selbst. Hier listet der Arbeitgeber beispielsweise auf, welche Benefits und Boni dir zur Verfügung gestellt werden und mit welchem Gehalt und ggf. Weiterbildungsmöglichkeiten du rechnen kannst.
Das Unternehmen, das sich gerade, wenn es hochqualifizierte Fachkräfte sucht, in Konkurrenz zu anderen Firmen befindet, umwirbt hier den Bewerber*. Du kannst diesen Teil der Stellenanzeige nutzten, um zu evaluieren, welche Werte dem Unternehmen wichtig sind. Zusätzlich kannst du natürlich abhängig von deinen Erwartungen und deiner Lebenssituation, wichtige Punkte gegeneinander abwägen.
Tipp: Denke immer daran, dass der Arbeitgeber mit der Stellenanzeige eine offene Position zu besetzten hat und passende Bewerber braucht, um die Position zu besetzten. Eine Stellenanzeige wirbt also um dich als potentiellen Mitarbeiter.
Stellenanzeigen enden normalerweise mit den Kontaktdaten und einem Hinweis, wie und bis wann man sich bewerben soll. Die Formulierung „vollständige Bewerbungsunterlagen“ meint eine Bewerbung, die neben dem Lebenslauf auch ein Anschreiben und ggf. alle relevanten Arbeits- und Abschlusszeugnisse sowie Nachweise über zusätzliche Qualifikationen enthält, die deine Qualifikationen untermauern.
Tipp: Achte bei der Bewerbung darauf, dass du nur Unterlagen hinzufügst, die auch für das Stellenprofil relevant sind. Deine Bewerbung solltest du entsprechend individualisieren. Ist z. B. in den Kontaktdaten ein Ansprechpartner* genannt, solltest du diesen auch persönlich im Anschreiben ansprechen.
Wenn es bei den Kontaktdaten auch eine Telefonnummer für den Personalverantwortlichen* gibt, dann darfst du diese auch nutzen und deine Fragen stellen. Wenn du konkrete Fragen hast, empfiehlt es sich vor der Bewerbung telefonischen Kontakt aufzunehmen und das, was du in Erfahrung gebracht hast, gleich in die Bewerbungsunterlagen einfließen zu lassen. Ist ein Link zum Online-Bewerbungssystem enthalten, bewirbt direkt über dieses System. Im öffentlichem Dienst kann es sein, dass du aufgefordert wirst dich über das interamt zu bewerben.
In Stellenanzeigen werden Anforderungen im Allgemeinen in zwei Kategorien unterteilt: „Muss-Kriterien“, die für eine Einstellung unbedingt erforderlich sind, und „Kann-Kriterien“, die der Arbeitgeber bevorzugt, die aber nicht zwingend notwendig sind. „Kann-Kriterien“ in Stellenanzeigen erkennt man zum Beispiel an Formulierungen wie
Wenn du hier nicht alle Anforderungen erfüllst, solltest du dich trotzdem auf die Stelle bewerben.
Tipp: Was heißt „wünschenswert“ in der Stellenanzeige? Gibt das Unternehmen eine Kompetenz oder eine Stärke als wünschenswert an, bedeutet das nicht, dass du diese Fähigkeit unbedingt mitbringen musst.
Muss-Kriterien sind diejenigen Anforderungen, die das Unternehmen oder der Arbeitgeber als unerlässlich ansieht, um den Job erfolgreich auszuführen. Dazu gehören beispielsweise fachliche Fähigkeiten oder bestimmte Bildungsabschlüsse. Wenn du diese Kriterien nicht erfüllst, verringern sich deine Chancen auf die Stelle erheblich. Muss Kriterien erkennt du an Formulierungen wie:
Tipp: Bei den Muss-Kriterien sind also nachweisliche Qualifikationen erforderlich. Du solltest dich nur bewerben, wenn du die Anforderungen tatsächlich erfüllen kannst.
Auch bei den in der Stellenanzeige geforderten Sprachkenntnissen gibt es entsprechende Muss- und Kann Kriterien. In der Regel werden diese mit den Abstufungen „Grundkenntnisse“, „in Wort und Schrift“ und „verhandlungssicher“ oder in den zertifizierten Abstufungen A1 bis C1 angegeben. Die Anforderungen zu den Sprachkenntnissen solltest du ernst nehmen, damit kannst du dir unnötige Bewerbungen sparen. Wenn du die vorausgesetzten Sprachkenntnisse nicht hast (Muss-Kriterien) hast du bei einer Bewerbungen wenig Chancen. Anders ist es bei den Soll-Sprachkenntnissen. Hier gibt wie bei alle Soll-Kriterien: Hier kannst du eine Bewerbung wagen, wenn du nicht alle erfüllst.
Wenn man die Formulierungen in Stellenanzeigen oder Stellenangeboten verstehen und richtig interpretieren möchte, sollte man immer im Hinterkopf behalten, was ein Unternehmen mit der Anzeige erreichen möchte:
Stellenanzeigen werden öffentlich ausgeschrieben und sind daher auch in Bezug auf den Kunden- und Wettbewerbsmarkt ein Medium der Außendarstellung des Unternehmens.
Aus diesem Grund können die Anforderungen an den Bewerber* sehr ambitioniert formuliert sein. Man möchte zeigen, dass nur die Besten für das Unternehmen arbeiten. Wenn man beim Lesen der Stellenanzeige den Eindruck hat, dass „Mr/s Perfect“ gesucht wird, sollte man sich deshalb nicht sofort abschrecken lassen.