Geodät schaut durch einen Theodolit

Geodäsie

Dr. Eva Birkmann, MBA
Dr. Eva Birkmann, MBA
Lesedauer: 7 Min.
Aktualisiert am: 23.09.2024

Geodäsie ist die Wissenschaft, die sich mit der Vermessung und Darstellung der Erdoberfläche, der Bestimmung der Größe und Form der Erde sowie ihres Gravitationsfeldes befasst, und wird in verschiedenen Maßstäben und Anwendungsbereichen wie Kartografie, Navigation und Bauwesen eingesetzt, wobei Geodäten präzise Techniken und Instrumente zur Positionsbestimmung nutzen.

Was ist Geodäsie?

Geodäsie, abgeleitet vom altgriechischen Wort für „die Erde teilen“, ist die Wissenschaft, die sich mit der Vermessung und Aufteilung der Erdoberfläche in Flächen, Punkte und Markierungen beschäftigt. Sie umfasst die Bestimmung der Größe und Form der Erde sowie ihres Gravitationsfelds und findet umfangreiche praktische Anwendungen in verschiedenen Bereichen wie Kartografie, Navigation, Bauwesen, im Liegenschafts- und Kartenwesen, in Geoinformationssystemen, im Bergbau sowie in der Seevermessung. Geodäten nutzen vielfältige Techniken und Instrumente, um exakte Positionen auf der Erdoberfläche zu bestimmen, was für die Planung und Durchführung von Infrastrukturprojekten sowie für die Erstellung von Karten unerlässlich ist.

Anwendungsgebiete der Geodäsie

Die Geodäsie findet in zahlreichen Anwendungsfeldern ihre Einsatzgebiete, die von grundlegender Bedeutung für viele Aspekte des modernen Lebens und der Umwelt sind, wie Straßenbau, Navigationssysteme, Städtebau oder Forschungsprojekte. Hier sind einige der größten Anwendungsfelder der Geodäsie:

  1. Straßenbau: In diesem Bereich arbeiten Geodäten eng mit Bauingenieuren, Technikern, Verkehrs- und Stadtplanern sowie IT-Experten zusammen. Sie sind verantwortlich für die genaue Vermessung und Planung von Straßenverläufen, was eine essentielle Grundlage für den Bau und die Instandhaltung von Verkehrsinfrastrukturen bildet. Ihre Arbeit ermöglicht eine optimale Integration neuer Straßen in bestehende Verkehrsnetze und trägt zur Sicherheit und Effizienz im Verkehrswesen bei.
  2. Navigationssysteme (Navi): Geodäten spielen eine Schlüsselrolle bei der Erstellung und Aktualisierung digitaler Karten, die die Grundlage für Navigationssysteme bilden. Diese Systeme leiten täglich Millionen von Menschen und helfen ihnen, effizient und sicher ihre Ziele zu erreichen. Die Genauigkeit geodätischer Daten ist entscheidend dafür, dass Nutzer auf dem richtigen Weg geführt werden und Verkehrsbehinderungen effektiv umgehen können.
  3. Städtebau: Geodäten liefern wichtige Daten für die Stadtplanung und -entwicklung. Ihre Arbeit unterstützt die nachhaltige Entwicklung von Städten und Gemeinden, indem sie präzise Informationen über Landnutzung, Bebauungsdichte und topografische Besonderheiten zur Verfügung stellen. Diese Informationen sind entscheidend für die Planung von Wohngebieten, Geschäftszentren und öffentlichen Einrichtungen sowie für die Umweltverträglichkeitsprüfung und die Risikobewertung bei Naturkatastrophen.
  4. Forschungsprojekte: Die Geodäsie findet auch in Forschungsprojekten Anwendung, wie beim Vermessen des Mondes oder beim Messen des Meeresspiegelanstiegs. Diese hochspezialisierten Projekte erfordern präziseste Messungen und fortschrittliche technologische Verfahren. Geodäten tragen dazu bei, fundamentale wissenschaftliche Fragen zu beantworten und langfristige Veränderungen der Erde und ihrer Umgebung zu überwachen.

In all diesen Feldern leisten Geodäten durch ihre präzisen Messungen und Analysen einen unschätzbaren Beitrag zur technischen, ökologischen und sozialen Entwicklung. Ihre Arbeit bildet die Basis für Entscheidungsprozesse und Planungen in vielen Bereichen unserer Gesellschaft.

Definition Geodäsie

Geodäsie ist die Wissenschaft, die sich mit der Vermessung und Darstellung der Erdoberfläche, der Bestimmung der Größe und Form der Erde sowie ihres Gravitationsfeldes befasst.

Geodäsie vereint Aspekte der Naturwissenschaften, wie die Untersuchung physikalischer Phänomene der Erde, mit denen der Ingenieurwissenschaften durch ihre Anwendung praktischer Vermessungs- und Analysetechniken. Obwohl sie naturwissenschaftliche Elemente beinhaltet, ist die Geodäsie hauptsächlich den Ingenieurwissenschaften zugeordnet, wie es an Universitäten und Fachhochschulen erkennbar ist, wo das Studium oft dem Bereich des Bauingenieurwesens angegliedert ist. Zudem fungiert die Geodäsie als Bindeglied zwischen Astronomie und Geophysik, und die in diesem Feld tätigen Experten sind als Geodäten oder Geometer bekannt.

Geodäsie ist eine komplexe Wissenschaft, deren Verständnis sich über die Jahre entwickelt hat. F.R. Helmert definierte sie 1880 als die „Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche“, was den praktischen Aspekt der Vermessung und kartografischen Darstellung betont. E.H. Bruns fügte 1878 hinzu, dass Geodäsie auch die „Ermittlung der Kräftefunktion der Erde“ umfasst, also das Studium des Vektorfelds der Erdschwerkraft. E. Buschmann erweiterte 1992 diese Sichtweise, indem er Geodäsie als das „Erkennen von Raum und Zeit im Bereich des Planeten Erde“ definierte, was die Analyse dynamischer Veränderungen der Erde und ihrer Schwerkraftfelder einschließt. Diese Definitionen verdeutlichen die Breite der Geodäsie, von der praktischen Vermessung bis zur theoretischen Betrachtung physikalischer und zeitlicher Dynamiken.

Die Geodäsie kann in zwei Bereich gegliedert werden, die Geodätische Astronomie und die Praktische Geodäsie.

Die Geodätische Astronomie (oder Höhere Geodäsie) befasst sich mit der Bestimmung der genauen Größe und Gestalt der gesamten Erde oder großer Teile davon. Die höhere Geodäsie nutzt astronomische Methoden und hochpräzise Messinstrumente, um die Positionen von Punkten relativ zu Erdzentrum oder -achsen zu bestimmen. Diese Messungen berücksichtigen das gesamte Gravitationsfeld der Erde und andere globale Faktoren, wie die Erdrotation und tektonische Bewegungen.

Die Praktische Geodäsie (oder Niedere Geodäsie) konzentriert sich auf die Vermessung kleinerer, lokaler Bereiche, wie Baustellen, Landparzellen oder städtische Gebiete, wobei sie oft von der Annahme ausgeht, dass die Erde lokal eine flache Oberfläche ist. In der niederen Geodäsie werden üblicherweise einfacher zugängliche und weniger komplexe Messverfahren eingesetzt, wie Tachymetrie oder einfache GPS-Technologien. Diese Messungen sind in der Regel weniger von globalen geophysikalischen Effekten beeinflusst und konzentrieren sich mehr auf die praktische Anwendung in der Kartierung und im Bauwesen.

Was macht ein Geodät?

Ein Geodät ist ein Fachexperte in der Geodäsie, der sich mit der Vermessung und Darstellung der Erdoberfläche, der Bestimmung der Größe und Form der Erde sowie deren Gravitationsfeld beschäftigt. Ein Geodät führt präzise Landvermessungen durch, indem er moderne Instrumente wie GPS, Theodolite und Laserscanner nutzt, um die Positionen und Dimensionen von Landflächen und Strukturen zu bestimmen. Diese Daten werden analysiert und verarbeitet, um geografische Informationssysteme (GIS) zu erstellen, die in der Stadtplanung, im Bauwesen und in anderen Anwendungsbereichen genutzt werden. Zudem arbeiten Geodäten eng mit Bauingenieuren, Architekten und Umweltwissenschaftlern zusammen, um die räumliche Planung und die Überwachung von Umwelt- und Strukturveränderungen zu unterstützen.

Welche Berufe gibt es in der Geodäsie?

In der Geodäsie und den damit verbundenen Feldern gibt es eine Vielzahl an Berufen, die sich auf die Vermessung, Analyse und Verarbeitung von geografischen und geodätischen Daten konzentrieren. Hier sind einige der wesentlichen Berufe aufgelistet:

  • Vermessungstechniker: Diese Fachkräfte sind verantwortlich für die Durchführung von Feldvermessungen, die Bedienung von Vermessungsinstrumenten und die Vor- und Nachbereitung der gewonnenen Daten.
  • Geomatiker: Geomatiker verarbeiten raumbezogene Daten und Informationen. Sie sind beteiligt an der Erstellung von Karten und geografischen Informationssystemen (GIS) und nutzen computergestützte Verfahren zur Datenanalyse.
  • Geodät: Ein Geodät ist ein Spezialist, der sich mit der genauen Vermessung der Größe, Form und Schwerefeld der Erde befasst, sowie mit der Bestimmung der Position von Punkten auf der Erdoberfläche.
  • Kartograf: Kartografen spezialisieren sich auf die Erstellung und Aktualisierung von Karten und anderen räumlichen Darstellungen. Sie nutzen dazu oft Daten, die von Vermessungstechnikern und Geodäten gesammelt wurden.
  • GIS-Spezialist: GIS-Spezialisten entwickeln und betreuen geografische Informationssysteme, die zur Analyse räumlicher und geografischer Daten verwendet werden.
  • Ingenieurgeodät: Diese Fachkräfte sind insbesondere im Bauwesen tätig, wo sie für die präzise Ausrichtung und Überwachung von Bauprojekten verantwortlich sind.
  • Hydrograf: Hydrografen spezialisieren sich auf die Vermessung und Kartierung von Gewässern, was insbesondere für die Schifffahrt und maritime Projekte wichtig ist.
  • Photogrammetrie-Techniker: Diese Techniker arbeiten mit der Photogrammetrie, einer Methode zur Erstellung von Karten und 3D-Modellen aus fotografischen Aufnahmen, besonders aus der Luft- und Satellitenbildfotografie.

Diese Berufe erfordern ein breites Spektrum an Fachwissen, von der direkten Feldarbeit bis hin zur hochspezialisierten Datenanalyse und -verarbeitung, um die vielfältigen Anwendungen und Bedürfnisse in den Bereichen Kartografie, Planung und Ingenieurwesen zu unterstützen.

Geodäsie Studium

Das Studium der Geodäsie, auch als Vermessungswissenschaft oder Geoinformatik bekannt, ist eine interdisziplinäre Ausbildung, die Natur-, Ingenieurwissenschaften und Informationstechnologie kombiniert. Der Studienaufbau variiert je nach Hochschule, beinhaltet jedoch zentrale Grundlagen. Zu Beginn fokussiert das Studium auf Grundlagenfächer wie Mathematik, einschließlich Lineare Algebra und Analysis, sowie Physik und grundlegende Informatikkurse, die das Fundament für weiterführende, fachspezifische Studien bilden.

Im fachspezifischen Teil erlernen Studierende geodätische Messtechniken, die essentiell für die Positionsbestimmung auf der Erdoberfläche sind. Dazu gehören Kartografie, der Umgang mit Geoinformationssystemen (GIS), Satellitengeodäsie, GPS-Technologie sowie Photogrammetrie und Fernerkundung. Im weiteren Studienverlauf können sich Studierende in Bereichen wie Ingenieurgeodäsie, Hydrographie, Landmanagement oder Markscheidewesen vertiefen. Diese Spezialisierungen sind praxisorientiert und umfassen Projekte, Praktika und Abschlussarbeiten, die das theoretische Wissen in praktische Anwendungen umsetzen.

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann ist promovierte Naturwissenschaftlerin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Geschäftsführerin von jobvector ist sie als anerkannte Autorin von Ratgeber-Artikeln zum Thema MINT-Karriere und Fachbeiträgen für Recruiting und Personalwirtschaft tätig.
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