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Kfz Prüfingenieur in Werkstatt

Prüfingenieur – Berufsbild

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 7 Min.
Aktualisiert am: 02.10.2024

Ein Prüfingenieur wird von amtlich anerkannten Überwachungsorganisationen (aaÜO) beauftragt und handelt in deren Auftrag. Eine zentrale Verantwortung in diesem Berufsbild ist die Durchführung von Hauptuntersuchungen und Sicherheitsprüfungen an Fahrzeugen, gemäß § 29 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO), sowie die Erstellung von Änderungsabnahmen nach § 19 Abs. 3 StVZO. Prüfingenieure müssen Inhaber aller Fahrerlaubnisklassen mit Ausnahme von D und D1 sein

Prüfingenieur – Berufsbild im Überblick

Was macht ein Prüfingenieur?

Prüfingenieure für Kraftfahrzeuge prüfen Fahrzeuge im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) und Abgasuntersuchung (AU) auf Verkehrssicherheit und Umweltverträglichkeit. Sie erstellen Gutachten und führen Änderungsabnahmen durch. Sie inspizieren beispielsweise die Bremsen, Elektronik, Beleuchtung, Abgaswerte und andere sicherheitsrelevante Systeme. Dadurch tragen sie maßgeblich zur Verkehrssicherheit bei.

Wie werde ich Prüfingenieur?

Prüfingenieure benötigen ein abgeschlossenes Studium im Bereich Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik oder eines verwandten ingenieurwissenschaftlichen Bereichs, sowie eine mindestens sechsmonatige, spezielle Ausbildung bei einer Überwachungsorganisation. Zudem sind Führerscheine für alle Klassen außer D und D1 notwendig.

Wie viel verdient ein Prüfingenieur?

Das Gehalt eines Prüfingenieurs variiert je nach Erfahrung, Qualifikation und Einsatzgebiet. Einsteiger können mit einem Jahresgehalt von etwa 45.000 bis 55.000 Euro rechnen, während erfahrene Prüfingenieure Gehälter im Bereich von 60.000 bis 80.000 Euro und darüber erzielen können.

Prüfingenieur – Aufgaben

Durchführung von Untersuchungen

Die Hauptuntersuchung (HU) und die Abgasuntersuchung sind wesentliche Tätigkeiten eines Kfz-Prüfingenieurs. Während der HU inspizieren sie sicherheitsrelevante Systeme, darunter Bremesen, Beleuchtung, Lenkung und Elektronik. Bei Nutzfahrzeugen werden zusätzlich spezifische Prüfungen an Druckluftanlagen, Ladungssicherung und weiteren Systemen durchgeführt. Die Abgasuntersuchung stellt sicher, dass die Abgasemissionen im gesetzlichen Rahmen bleiben und die Umweltvorschriften eingehalten werden.

Änderungsabnahmen und Gutachten

Bei nachträglichen Umbauten oder Modifikationen an Fahrzeugen, etwa durch Tieferlegung oder Spoiler, führen Prüfingenieure Änderungsabnahmen durch, um die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu bestätigen. Sie überprüfen, ob die Änderungen die Betriebssicherheit beeinflussen und erstellen entsprechende Gutachten. Auch Sondergutachten für spezielle Fahrzeugtypen oder Situationen, etwa für Oldtimer oder im Unfallfall, gehören zu ihrem Aufgabenbereich.

Berichterstattung und Dokumentation

Prüfingenieure dokumentieren alle Prüfergebnisse detailliert in Berichten. Diese Berichte geben Fahrzeughaltern und Behörden klare Informationen über den Zustand des Fahrzeugs und weisen auf festgestellte Mängel hin. Zudem führen kfz-Prüfingenieure eine vollständige Dokumentation über die durchgeführten Untersuchungen, damit die Einhaltung der Vorschriften und die Korrektur etwaiger Mängel nachgewiesen werden kann.

Wie wird man Prüfingenieur?

Um als Prüfingenieur tätig zu werden, sind bestimmte Voraussetzungen gemäß der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) Anlage VIIIb zu erfüllen. Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium in Maschinenbau, Kraftfahrzeugbau, Fahrzeugtechnik oder Elektrotechnik an einer Hochschule oder Fachhochschule, ist eine mindestens sechsmonatige Ausbildung bei einer amtlich anerkannten Überwachungsorganisation notwendig. Zu den amtlich anerkannten Überwachungsorganisationen (aaÜO) gehören in Deutschland:

  1. TÜV
  2. DEKRA
  3. GTÜ
  4. Lloyd’s Register
  5. SGS

Die 6-monatige Ausbildung wird oft um zwei zusätzliche Monate für spezielle Änderungsabnahmen erweitert. Die fachliche Eignung muss durch eine amtliche Prüfung nachgewiesen werden. Zudem muss der Prüfingenieur mindestens 23 Jahre alt sein, geistig und körperlich geeignet sowie zuverlässig sein, was durch ein polizeiliches Führungszeugnis belegt wird, und Inhaber aller Fahrerlaubnisklassen mit Ausnahme von D und D1 sein. Die Zustimmung zur Betrauung erfolgt durch die nach Landesrecht zuständige Behörde.

Prüfingenieur Checkliste

  • Abgeschlossenes Hochschulstudium (Bachelor oder höher) in Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik oder einem ähnlichen technischen Fachbereich.
  • Mindestens sechsmonatige Ausbildung bei einer amtlich anerkannten Überwachungsorganisation.
  • Erfolgreiche Abschlussprüfung, um die fachliche Eignung nachzuweisen.
  • Mindestalter: 23 Jahre.
  • Besitz aller Führerscheinklassen außer D und D1.
  • Polizeiliches Führungszeugnis.
  • Präzise Kommunikationsfähigkeit für die Erstellung detaillierter Prüfberichte.
  • Effizientes Zeitmanagement zur Organisation von Prüfungen im Außendienst.

Top-Unternehmen für Prüfingenieur

RITTAL
GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung
VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut

Weitere Spezialisierungen für Prüfingenieure

Elektronikprüfingenieur

Elektronikprüfingenieure analysieren elektronische Systeme, Komponenten und Produkte, um sicherzustellen, dass sie zuverlässig, sicher und funktionstüchtig sind. Sie führen Tests an Halbleitern, Leiterplatten, Sensoren und anderen Bauteilen durch, um Schwächen und Abweichungen in der Funktion zu erkennen. Zu ihren Aufgaben gehört die Entwicklung maßgeschneiderter Testverfahren und die Anwendung von Laborausrüstung wie Oszilloskopen, Multimetern und Spektrometern.

Diese Ingenieure bewerten die Beständigkeit der Bauteile gegen Umweltbedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit und Vibration. Zudem prüfen sie die Langlebigkeit und Leistungsfähigkeit über längere Zeiträume hinweg, indem sie Simulationen durchführen. Sie arbeiten an der Fehleranalyse, erstellen ausführliche Berichte und arbeiten mit Entwicklern zusammen, um Probleme zu beheben. Die Einhaltung internationaler Normen und Sicherheitsstandards steht dabei stets im Vordergrund.

Prüfingenieur für Bautechnik

Bauprüfingenieure haben die Verantwortung, die Sicherheit, Stabilität und Qualität von Bauwerken zu bewerten. Sie überprüfen Baustellen hinsichtlich statischer Berechnungen, Materialien und Bauwerksteilen. Während der Prüfung analysieren sie Fundamentstrukturen, tragende Elemente und Fassaden auf Mängel oder Schwachstellen. Proben von Beton, Stahl und anderen Baumaterialien werden im Labor getestet, um die Qualität und Eignung zu bestätigen. Bauprüfingenieure erstellen detaillierte Prüfberichte, die aufzeigen, ob die Strukturen den geltenden Normen und Bauvorschriften entsprechen, und geben klare Empfehlungen zur Korrektur identifizierter Mängel.

Zusätzlich arbeiten Bauprüfingenieure mit Bauleitern und Architekten zusammen, um Bauprozesse während der Konstruktion zu überwachen und potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen. Sie sorgen für die Dokumentation aller durchgeführten Prüfungen und Inspektionen und unterstützen die Behörden bei der Abnahme von Projekten.

Prüfingenieur – Gehalt

Prüfingenieure, die gerade ihre berufliche Laufbahn beginnen, können in Deutschland mit einem Einstiegsgehalt von etwa 45.000 bis 55.000 Euro brutto jährlich rechnen. Dies hängt stark von der Größe und Art des Unternehmens sowie von der spezifischen Industrie ab.

Mit einigen Jahren Berufserfahrung steigt das Gehalt eines Prüfingenieurs deutlich an. Das durchschnittliche Jahresgehalt liegt bei etwa 60.000 bis 70.000 Euro brutto. Spezialisten in hochtechnologischen oder stark regulierten Branchen wie der Luft- und Raumfahrt oder der Pharmaindustrie können auch höhere Durchschnittsgehälter erwarten.

Prüfingenieure mit umfangreicher Erfahrung und spezialisierten Kenntnissen, insbesondere solche, die in leitenden Positionen oder in anspruchsvollen Bereichen arbeiten, können Jahresgehälter von über 80.000 Euro erreichen.

Wo gibt es aktuell die meisten Prüfingenieur Jobs?

Neben dem Grundgehalt können Prüfingenieure auch von verschiedenen Zusatzleistungen profitieren, wie Boni, Firmenwagen, betriebliche Altersvorsorge und Weiterbildungsmöglichkeiten, die das Gesamteinkommen und die Attraktivität der Position erhöhen können.

Perspektiven & Berufsaussichten für Prüfingenieure

Die Berufsaussichten für Prüfingenieure sind in der gegenwärtigen dynamischen und technologiegetriebenen Wirtschaftslage sehr positiv. Angesichts der kontinuierlichen Entwicklungen in der Technik und der stetig wachsenden Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Umweltverträglichkeit von Produkten und Dienstleistungen bleibt die Nachfrage nach qualifizierten Prüfingenieuren hoch. In verschiedenen Schlüsselindustrien, wie der Automobilbranche, der Luft- und Raumfahrt, der erneuerbaren Energien und der Medizintechnik, sind Prüfingenieure unverzichtbar, um die Einhaltung von Standards und Vorschriften zu gewährleisten und innovative Lösungen zu fördern.

Für Prüfingenieure, die bereit sind, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und sich auf spezielle Bereiche zu konzentrieren, stehen die Türen offen für eine Karriere, die nicht nur finanziell lohnend ist, sondern auch einen signifikanten Beitrag zur Sicherheit, Effizienz und Innovation in ihrer Branche leistet. Die Zukunft sieht für Prüfingenieure, die diese Herausforderungen annehmen und die Chancen ergreifen, die sich in einem sich ständig verändernden technologischen und regulatorischen Umfeld bieten, vielversprechend aus.

Jan-Philipp Schreiber

Jan-Philipp Schreiber

Content Marketing Manager

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Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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