Wirtschaftsingenieure fungieren als Bindeglied zwischen technischen und betriebswirtschaftlichen Bereichen innerhalb eines Unternehmens. Sie vereinen technisches Fachwissen mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, um Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Die Hauptaufgabe eines Wirtschaftsingenieurs besteht darin, technische Lösungen unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte zu entwickeln und umzusetzen.
Durch ihr interdisziplinäres Studium bieten sich Wirtschaftsingenieuren* nach ihrem Abschluss vielfältige Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Als Generalisten* können sie in vielen Bereichen die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Technik bilden. Wirtschaftsingenieure* weisen schon als Absolventen* im Idealfall umfangreiche theoretische Kenntnisse von Mathematik über Konstruktionslehre bis zur Betriebswirtschaftslehre auf.
Inhalt
Etwa 20.000 Wirtschaftsingenieure* absolvieren ihr Studium jedes Jahr in Deutschland und haben aktuell sehr gute Jobaussichten. Mit 2 Millionen Studierenden gehört das Wirtschaftsingenieurwesen in 2023 zudem zu den fünf größten Studiengängen Deutschlands. Im Durchschnitt benötigen Absolventen* nur 2-3 Bewerbungen, bis sie eine Stelle finden. Es ist außerdem keine Seltenheit, dass angehende Wirtschaftsingenieure* mit ersten Berufserfahrungen aus Praktika oder Werkstudententätigkeiten bereits vor Ende ihres Studiums von Unternehmen angeworben werden. Die Arbeitslosenquote für Wirtschaftsingenieure* beträgt nur rund 3 %, was u. a. an der branchenübergreifenden Nachfrage liegt.
Besonders groß ist der Bedarf in den Bereichen Anlagen- und Maschinenbau sowie in der Elektroindustrie. Während früher vor allem große Unternehmen aus Industrie und Großhandel auf der Suche nach Wirtschaftsingenieuren* waren, finden Absolventen* des Wirtschaftsingenieurwesens mittlerweile meist eine Anstellung in kleinen und mittelständischen Unternehmen aus jeglicher Branche.
brutto pro Jahr
Das Durchschnittsgehalt als Wirtschaftsingenieur beträgt 57.464 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 49.105 € bis 65.881 € .
Mögliche Branchen für Wirtschaftsingenieure* sind z. B. die Automobilindustrie, Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt, der Einzelhandel, die Finanzbranche oder die Pharmaindustrie. Der Grund für die Vielzahl der Wirtschaftszweige, in welchen Wirtschaftsingenieure* häufig nachgefragt werden, ist, dass sie in Tätigkeitsfeldern eingesetzt werden, die in vielen Unternehmen obligatorisch sind. Typische Positionen umfassen z. B. Projektmanagement, die Weiterentwicklung und das Lean Management von Produktionsprozessen, die Entwicklung von Sachgüter-Produkten und Dienstleistungen, oder die Analyse von vertrieblichen Daten und die Durchführung von Marktforschungen.
Im kaufmännischen Bereich arbeiten viele Wirtschaftsingenieure* beispielsweise in Banken, Handelsunternehmen und Versicherungen. Dabei bringen sie sich in Funktionen wie Vertrieb, Marketing und Finanzen ein. Sie befassen sich mit der Analyse von Finanz- oder Vertriebsdaten oder steuern und optimieren Geschäftsprozesse des Unternehmens wie z.B. im Einkauf von Produktionsmitteln. Bei technischem Schwerpunkt können Wirtschaftsingenieure* z. B. in der Baubranche oder Dienstleistungsunternehmen tätig sein. Hier sind Produktentwicklung, Logistik, Projektmanagement oder Produktionsmanagement typische Tätigkeitsfelder. Zusätzlich sind Wirtschaftsingenieure* auch im öffentlichen Dienst gefragt. Neben Ministerien sind in diesem Fall kommunale, Landes- und Bundesbehörden oder öffentliche Unternehmen übliche Arbeitgeber. Häufige Aufgabenfelder im öffentlichen Dienst sind die Bearbeitung regulatorischer Anforderungen, oder Projektmanagement.
Der Hauptunterschied zwischen Wirtschaftsingenieuren* und Ingenieuren* anderer Fachbereiche sind die ausgeprägteren betriebswirtschaftlichen Kenntnisse. Aus diesem Grund arbeiten Wirtschaftsingenieure* zum Beispiel häufig im Marketing, Controlling oder Consulting. Im Marketing und Vertrieb haben Wirtschaftsingenieure* durch ihr technisches Verständnis den Vorteil, Fachkenntnisse über die jeweiligen Produkte und Dienstleistungen zu haben und diese dadurch effizient bewerben und letztlich verkaufen zu können. Im Consulting können Wirtschaftsingenieure* ebenfalls von ihren Allrounder-Fähigkeiten profitieren, indem sie Herausforderungen sowohl aus kaufmännischer als auch aus technischer Perspektive betrachten und einen gesamtwirtschaftlichen Überblick bewahren.
Insgesamt gibt es viele Gemeinsamkeiten in den Einsatzgebieten von Wirtschaftsingenieuren* und Ingenieuren* anderer Disziplinen. Besonders in den Bereichen Vertrieb, Einkauf, Projektmanagement, Produktmanagement und Produktion gibt es eine große Schnittmenge.
Im Einkauf haben Wirtschaftsingenieure* und Ingenieure* anderer Fachbereich u. A. das gemeinsame Ziel, die besten Lieferanten für ihr Unternehmen zu finden und möglichst zielführende Verträge auszuhandeln.
Im Projektmanagement bestehen die Gemeinsamkeiten zu anderen Ingenieurdisziplinen darin, technisches Verständnis einzusetzen, um Ziele mittels Fachkenntnissen bezüglich Umsetzbarkeit, Budget, Voraussetzungen und Zeitrahmen präzise definieren zu können. BWL-Kenntnisse helfen zusätzlich dabei, die Ressourcen und die Kosten effektiv zu steuern und zu planen.
Die technischen Kenntnisse eines Wirtschaftsingenieurs* sind im Produktmanagement z.B. nützlich, um Anforderungen zu bestimmen und zu bewerten. Darüber hinaus tragen kaufmännische Fähigkeiten hier u. a. dazu bei, die Marktfähigkeit und das Wettbewerbsumfeld von Produkten bewerten zu können.
In der Produktion kann technisches Wissen direkt angewandt werden, um z. B. Fertigungsprozesse zu evaluieren, veränderten Bedingungen anzupassen oder zu optimieren. Wirtschaftliche Aspekte von Tätigkeiten, die sich mit der Verwaltung von Produktionsprozessen beschäftigen, sind unter anderem Kostenminimierung, oder die Planung von Ressourcenallokationen.
Wirtschaftsingenieure* gelten als hochqualifizierte Job-Generalisten*. Aus diesem Grund kann eine frühzeitige Spezialisierung den Karriereweg stark beeinflussen und dabei helfen, die gesetzten Ziele deutlich schneller zu erreichen. So können sich Wirtschaftsingenieure* vor allem in kaufmännischen und Management-Positionen besser von Wirtschaftswissenschaftlern* und BWLern* abheben. Durch die vielseitig einsetzbare Kombination von Wissen über Technologie und Wirtschaft sind Kandidaten* mit einem Hintergrund in Wirtschaftsingenieurwesen sehr beliebt. Besonders in Branchen und Unternehmensbereichen, in denen die Digitalisierung und aktuelle Themen wie erneuerbare Energien oder Elektromobilität eine große Rolle spielen, ist dies der Fall. Beispiele für entsprechende Geschäftsfelder und Anwendungsgebiete umfassen unter anderem die Energiebranche, IT-Abteilungen, die Produktionstechnik und die Automobilindustrie.
Wirtschaftsingenieure* spielen in der Energiebranche eine entscheidende Rolle, da sie dazu beitragen, die Entwicklung und Nutzung erneuerbarer Energien voranzutreiben. So können sie beispielsweise Projekte zum Bau von Solar- oder Windkraftanlagen wirtschaftlich zielführend gestalten, indem sie die Produktionskosten der Anlagen oder andere Faktoren überwachen und optimieren. Im Anlagenbetrieb können sie z. B. Funktionalität und Effizienz verbessern und weiterentwickeln.
In IT-Abteilungen können sie z.B. als IT-Business-Analyst Digitalisierungsprozesse unterstützen sowie die Entwicklung und Implementierung neuer Technologien, wie künstlicher Intelligenz, Machine Learning und Automatisierung, fördern.
Wo gibt es aktuell die meisten Wirtschaftsingenieur Jobs?
In der Automobilindustrie spielen Mitarbeiter* mit einem abgeschlossenen Studium im Wirtschaftsingenieurwesen ebenfalls eine große Rolle. Zum Beispiel in der Produktionstechnik, wo durch sie unter anderem die Automatisierung von Arbeitsprozessen vorangetrieben werden kann.
Insgesamt führen gesellschaftliche und industrielle Entwicklungen wie Elektromobilität, Industrie 4.0 und erneuerbare Energien zu einer erhöhten Nachfrage nach Fachkräften, die sowohl wirtschaftliche als auch technische Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen. Wirtschaftsingenieure* werden diesem Anspruch gerecht und tragen maßgeblich dazu bei, die mit neuen Chancen in der Wirtschaft einhergehenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern.