Die meisten Studierenden streben nach dem erfolgreichen Bachelorabschluss einen Masterabschluss an. Insbesondere in den Fächergruppen Mathematik und Naturwissenschaften sind die Quoten der „Weiterstudierenden“ sehr hoch – teilweise bei fast 100 %. Ist der Master in jedem Fall die bessere Alternative oder gelingt der Berufseinstieg auch mit dem Bachelor?
Hört man sich bei Personalverantwortlichen verschiedener Unternehmen zu diesem Thema um, erhält man erstaunlich unterschiedliche Antworten. Die einen sagen, dass sie den Bachelor als berufsqualifizierenden Abschluss akzeptieren und selbstverständlich auch Bachelorabsolventen einstellen. Andere hingegen geben zu, noch nie einen Bewerber* eingestellt zu haben, der „nur“ einen Bachelor hatte. Wir haben für dich exemplarische Meinungsbilder verschiedener Unternehmen zusammengestellt. Bitte beachte, dass diese Meinungsbilder exemplarisch sind und nicht verallgemeinert werden sollten. Vielmehr sollen dir diese zeigen, wie vielfältig die Einschätzungen in diesem Feld sind.
Dieses Unternehmen stellt Bachelorabsolventen* ein. Es gibt sowohl Trainee-Stellen als auch Direkteinstiegsmöglichkeiten für Bachelorabsolventen*. Man kann sich dieser Meinung nach auch im Job weiterqualifizieren. Zudem nutzen einige Mitarbeiter* auch die Möglichkeit, den Master neben der Berufstätigkeit zu absolvieren.
Mögliche Berufsbilder für Absolventen* eines Bachelors in diesem Hightech-Unternehmen sind etwa das des Nachwuchs-Software-Ingenieurs* (mit Entwicklungsmöglichkeit) oder des Versuchsingenieurs*. Sehr spezialisierte Bereiche, in denen vertieftes Expertenwissen Voraussetzung ist, stehen hier Masterabsolventen*, promovierten Naturwissenschaftlern* oder Ingenieure* offen.
Der größere Teil der Absolventen*, die in diesem Unternehmen eingestellt werden, sind Masterabsolventen*, aber es gibt auch einige mit einem Bachelorabschluss. Es werden keine Trainee-Programme angeboten, ausschließlich Direkteinstiege. Es gibt spezielle Stellen für Bachelorabsolventen*, darunter auch einige mit viel Entwicklungspotenzial.
Der Bachelor wird hier gleichwertig zu einer Berufsausbildung zum technischen Assistenten eingestuft und somit eher mit Ausbildungsberufen verglichen. Wenn man in diesem Unternehmen eine höhere Position anstrebt, ist ein Master unabdingbar. Einige Personalverantwortliche können mit einem Bachelor noch zu wenig anfangen (Wo einordnen? Nichts Halbes und nichts Ganzes!). Bei dieser Firma arbeitet bisher kein einziger Bachelor.
Ingenieure* werden sowohl als Bachelor- als auch als Masterabsolvent* eingestellt, es kommt auf den konkreten Job an. Es gibt sehr viele Stellen für Bachelorabsolventen* in allen Unternehmensbereichen, z. B. als Betriebsingenieur*. Stellen, die sich für Berufseinsteiger* eignen, sind in den Stellenausschreibungen als solche gekennzeichnet. Der Bachelor ist in diesem Unternehmen ein akzeptierter und geschätzter Abschluss.
Praktische Erfahrung und Persönlichkeit zählen für diesen Personaldienstleister grundsätzlich mehr, als der genaue Abschluss. Allerdings sei es so, dass gerade in der „älteren Generation“ (die in einigen Unternehmen noch die meisten Führungspositionen bekleidet) zum Teil Vorbehalte gegenüber dem Bachelorabschluss bestehen, da nur wenige den Bachelor und die damit verbundenen Qualifikationen einordnen können. Es ist von Vorteil, den Bachelor-Abschluss durch Zusatzqualifikationen zu ergänzen. Diese können durch Kurse im Wahlpflichtbereich oder durch Praktika und Werkstudentenstellen erworben werden.
Mit „nur“ einem Bachelor habe man schlechtere Chancen, da man in Konkurrenz zu den Masterabsolventen stehe, was für einige Positionen ungünstig ist, da der Berufseinstieg oft schwierig sei. Möglicherweise ändern sich die Vorbehalte gegenüber dem Bachelor, wenn die „Chefs“ selbst Bachelor-Masterstudiengänge absolviert haben. Grundsätzlich suchen diese Dienstleister nach Bewerbern*/Mitarbeitern* mit Abschlüssen, die der Kunde* voraussetzt.
Laut dieser Personalagentur kommt es auf die Branche und den Arbeitsbereich an, wie akzeptiert der Bachelor bzw. Master momentan ist. In der naturwissenschaftlichen Forschung sei auf jeden Fall ein Master und oft sogar eine Promotion ratsam. Im Ingenieurbereich habe man auch als Bachelor gute Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinstieg. In Wachstumsbranchen, die aktuell viele Mitarbeiter* suchen, sei ein Master meist nicht essenziell, allerdings habe man mit einem Master oder einer Promotion langfristig bessere Entwicklungs- und Aufstiegschancen.
Wer eine naturwissenschaftliche Position z. B. in der Forschung anstrebt, sollte also seinen Master machen. Möchte man einen Quereinstieg in andere Unternehmensbereiche, wie z. B. den Vertrieb oder das Marketing beschreiten, kann man dies auch mit einem Bachelor probieren.
Man hat mit einem Bachelorabschluss auf jeden Fall gute Chancen bei diesem Unternehmen. Ob man als Bachelor einsteigen könne, komme auf die jeweilige Stelle an.
Wichtiger als der Abschluss sind jedoch die praktischen Erfahrungen, die der Bewerber* vorweisen kann. Dazu zählen sowohl praktische Erfahrungen aus dem „Arbeitsleben“ als auch „andere“ Erfahrungen, die Soft Skills gefördert haben, und ein sicheres Auftreten. Grundsätzlich sei dieser Personalverantwortlichen ein Bewerber*, der acht Semester für seinen Bachelor gebraucht hat, aber dafür ein Praktikum in der Industrie gemacht hat, lieber, als ein Master, der in der Regelstudienzeit abgeschlossen hat, aber keinerlei Praxiserfahrung vorweisen kann.
Ihr persönlicher Rat ist aber, trotzdem den Master zu machen, da beim Bachelor die Zeit für das Studium zu kurz sei und man durch die Verschulung des Studiums wenig Gelegenheit habe praktische Erfahrungen zu sammeln. Hinzu komme, dass der Bachelor meist sehr allgemein ausgerichtet ist, wohingegen das Masterstudium die Gelegenheit biete, sich zu spezialisieren. Dadurch könne man sich stärker von Mitbewerbern* differenzieren.
Eine gute Wahl sei es auch, nach einem naturwissenschaftlichen Bachelor einen Management-bezogenen Master zu machen. Durch die Kombination von natur- oder ingenieurwissenschaftlichem Fachwissen und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, werde man sehr interessant für die Unternehmen, da man sich in vielen Unternehmensbereichen einbringen und beide „Welten“ vereinbaren könne.
Die vielfältigen Meinungen zeigen, dass eine Entscheidung, ob man einen Master machen sollte oder nicht, sehr abhängig von der Berufswahl, dem Unternehmen sowie der Branche ist. Daher sollte man sich gut überlegen, was dem eigenen Interesse entspricht und welcher Karriereweg am besten zu einem passt.